Kleines Püppchen, Teddybär

Veröffentlicht: 18. September 2011 in - Kritiken von Dr. Mambo, Drama
Schlagwörter:, , , , , , , , ,
Kleines Püppchen, Teddybär

Drama, Kurzfilm, Österreich, 2011
Regie: Manuela Schuster
Cast: Nikolai Will, Elias Mayer, Petra Mayr, Kerstin Hochwimmer u.a.

Johannes lebt zurückgezogen und allein, seine Kontakte zur Außenwelt beschränken sich auf zufällige Begegnungen mit anderen Menschen, Nähe ist ihm sichtlich unangenehm. Sein Beruf, er interviewt Leute am Telefon, passt genau ins Bild der Zurückgezogenheit. Diese selbst gewählte Einsamkeit hat einen Grund, Johannes hat ein dunkles Geheimnis um dessen Abartigkeit er nur allzu genau weiß.
Eines Tages gerät seine kleine, geschützte, fast schon pedantische Welt aus den Fugen. Johannes gibt die Distanz auf und sieht sich konfrontiert mit sich selbst und den Schatten seiner Vergangenheit.

Das Thema Kindesmissbrauch/Pädophilie ist wohl eines der schwierigsten überhaupt. An die Umsetzung trauen sich nicht viele, weil der Grat zwischen reißerischer Aufmachung und  allzu vorsichtiger Zurückhaltung nur schmal ist. Die Täter sind in den Augen der Öffentlichkeit nun mal Unsympathen, deren Hintergründe nur die wenigsten interessieren. Auch Täter haben ihre Geschichte, manche sind selbst Opfer und bleiben es ihr Leben lang.

KLEINES PÜPPCHEN, TEDDYBÄR schafft diese vorab genannte Gratwanderung meisterlich. Dies begründet sich zuallererst durch die drastische, aber dennoch sensible Erzählweise. Ohne viel Schnörkel kommt KLEINES PÜPPCHEN, TEDDYBÄR fast schon minimalistisch, aber dennoch oder gerade deshalb äußerst intensiv daher. Hauptdarsteller Nikolai Will spielt den innerlich zerrissenen Johannes mit einer Authentizität, die bei mir Gänsehaut ausgelöst hat. Ich schwankte zwischen Abscheu und Mitleid, war darüber ebenso erschrocken wie davon beeindruckt. Wenn Johannes seine selbst gewählte Isolation aufgibt, nur um kurz darauf an sich selbst, seinen Gefühlen, Gedanken und seiner Perversion fast zu zerbrechen, tut dies dem Zuschauer fast schon körperlich weh.
Das Ende des Films hat mich dann noch mal getroffen wie ein Stanzhammer.

Es gelingt KLEINES PÜPPCHEN, TEDDYBÄR einen Betroffenen zu charakterisieren und dessen menschliche Seite zu zeigen, ohne dabei seine krankhafte Neigung zu verharmlosen oder gar zu entschuldigen.

Ein überdurchschnittlicher Beitrag zum Thema Kindesmissbrauch und wie wichtig Aufklärung ist, eine beklemmende Erinnerung daran, dass die Opfer nie aufhören zu leiden und nicht zuletzt eine dringliche Warnung an jeden von uns, nicht wegzuschauen.

Ich ziehe den Hut vor Manuela Schuster für diese brillante Umsetzung einer schwierigen Thematik und verneige mich vor Nikolai Will, der diese weiß Gott schwierige Rolle mit Bravour meistert. Großen Respekt!

Mutig, schonungslos, aufrüttelnd und wichtig. Daumen hoch! Ich wünsche allen Beteiligten den größtmöglichen Erfolg.

 

Dr. Mambo

Wer KLEINES PÜPPCHEN, TEDDYBÄR selber sehen will – ich bin sicher du willst das – hier der offizielle Link. Es lohnt sich!

http://kpt.manuelaschuster.at/kontakt.html

Hinterlasse einen Kommentar